das kunstseidene mädchen, nach dem Roman von Irmgard Keun, wird ab dem 27._September_2024 als Chanson-Musical von Rainer Bielfeldt und Carsten Golbeck zu erleben sein. Uraufgeführt wurde das Musical am 9. Dezember 2014 am Renaissance Theater Berlin. Mit unserer Premiere am theater für niedersachsen feiern wir unser Musical-Debut in der neuen Spielstätte thim. Inszeniert wurde der Abend von Melanie Schweinberger, die in der vergangenen Spielzeit bereits das Kinderstück zur Winterzeit der kleine vampir zur Aufführung gebracht hat. Ausstatterin Beata Kornatowska hat für das kunstseidene mädchen ein Bühnenbild geschaffen, mit dem die Hauptfigur Doris buchstäblich durchs Land ziehen kann. Gemeinsam mit Andreas Unsicker und Katharina Wollmann, die Sie an dem Abend als Conrad und Doris erleben dürfen, entstand ein dichter Theaterabend, der Raum für Doris’ Erzählungen, Erinnerungen und Wünsche lässt. Melanie Schweinberger und Beata Kornatowska lassen auf der Bühne Platz für ein ganzes Leben – welches innerhalb von kürzester Zeit in einen Koffer verpackt werden kann, sollte Doris weiterziehen, um ihre Geschichte einem neuen Publikum zu erzählen: Doris ist achtzehn Jahre jung, voller Lebensfreude, aber mittellos. Sie hat nur ein Ziel vor Augen: »ein Glanz« zu werden. Und dafür sind ihr alle Mittel recht. In ihrem Bestreben um den sozialen Aufstieg zeigt Doris sich äußerst kreativ, sie begeht unterschiedliche Gaunereien und versucht sich als Kindermädchen oder Hausfrau. Vor allem aber geht sie Verbindungen mit unterschiedlichen Männern ein, die ihr zeitweise das Überleben sichern.
Dramaturgin Julia Hoppe hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wollmann über das kunstseidene mädchen gesprochen:
↗ Es war ein Wunsch von dir, das kunstseidene mädchen spielen zu dürfen. Was fasziniert dich an dem Roman und der Bühnenfassung? Wo siehst du Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Zuerst hat mich der Name des Komponisten, Rainer Bielfeldt, dazu gebracht, mir unbedingt die Bühnenfassung durchlesen zu wollen. Ich bin ein großer Fan von ihm und habe online gesehen, dass er die Musik zum Stück geschrieben hat. Da kannte ich den Roman noch gar nicht. Beim Lesen habe ich mich dann komplett in die Sprache, die Zeit, in der der Roman spielt, und die Geschichte verliebt und wusste, das will ich irgendwann mal spielen. An der Bühnenfassung fasziniert mich die Mischung aus der Sprache Irmgard Keuns und den Chansons, die Rainer Bielfeldt dazu komponiert hat. Ein großer Unterschied ist natürlich, dass wir auf der Bühne nicht genügend Zeit haben, den kompletten Romantext zu erzählen, und deshalb mussten leider ein paar von Doris’ Geschichten und einige Nebenfiguren wegfallen.
↗ Für unsere Bühnenfassung haben wir die Figur des Conrad hinzugedichtet. Wer ist Conrad und in was für einer Beziehung steht Doris zu ihm?
Conrad ist wie eine Art Alter Ego von Doris. Er ist ihre Erinnerung und an manchen Stellen auch ihr Gewissen. Er bringt sie quasi dazu, ihre Geschichte zu erzählen und sich Dinge einzugestehen, die sie vielleicht gar nicht unbedingt wahrhaben will.
↗ Der Roman von Irmgard Keun zeichnet sich durch eine sehr besondere und eigene Sprache aus. Wie gehst du als Darstellerin mit dieser Sprache um?
Ich wollte unbedingt ganz nah am Text bleiben und habe versucht, so genau wie möglich zu lernen. Es wäre schade, wenn durch falsche Worte oder andere Satzstellungen die Sprache von Irmgard Keun zu leiden hätte, ich finde sie nämlich unfassbar berührend und treffsicher, genau so wie sie ist.
Foto: Tim Müller