Seit dem 26. Oktober 2024 strahlen unendliche sterne auf der großen Bühne des tfn und beleuchten die Biografien von Billie Holiday, Marilyn Monroe, Judy Garland, Whitney Houston und Amy Winehouse. Über das Stück und seine Wirkung hat Dramaturg Philipp Wegerer mit der Autorin Linda Riebau gesprochen, die als Ensemblemitglied auch auf der Bühne zu sehen ist.
↗ Wie lange beschäftigen dich schon die Biografi en dieser fünf legendären Frauen?
Um 2010 herum gab es einen Boom an musikalischen Theaterabenden über Männer – Bob Dylan, David Bowie etc. etc. –, und da stellte sich mir die Frage: Was ist eigentlich mit den Frauen? 2016 war es dann so weit, dass ich begann, die Idee zu diesem Abend über weibliche Stars auszuarbeiten. Mit Marilyn Monroe war ich schon seit meiner Kindheit vertraut, auch Amy Winehouse hatte mich schon länger interessiert – die Tragik im Leben der anderen drei war mir ebenfalls bekannt, und dann habe ich mich in ihre Leben vertieft und den Abend konzipiert (der ja in seiner ersten Fassung dann 2017 am Rheinischen Landestheater Neuss unter dem Titel gefallene engel herauskam).
↗ Wie ist es, als Autorin gleichzeitig auch auf der Bühne zu stehen?
Nicht leicht. Schreiben, das tue ich mit dem Kopf – aber spielen: Das mache ich mit dem Herzen. Und am Anfang war es schwierig, den Verstand der Autorin auszuschalten und das Spiel-Gefühl zu nutzen. Im Laufe der Proben ist es dann aber gelungen und es war sehr schön, selbst spielen zu dürfen, was ich vorher erdacht hatte. Und natürlich ist es toll, in den Vorstellungen die Reaktionen des Publikums auf das Stück direkt mitzuerleben.
↗ Kann man diesen fünf Biografien überhaupt gerecht werden?
Nein. Angemessen wäre es, jeder dieser Frauen einen eigenen Abend zu widmen. Na gut, so haben wir immerhin die Möglichkeit, von ihnen allen zu erzählen.
↗ Was glaubst du, was kann dieser Abend bewegen?
Wenn das Publikum vielleicht der einen oder anderen dieser fünf Frauen neu begegnet, vielleicht Neues erfährt, vielleicht das Werk der einen oder anderen neu entdeckt – das wäre schon mal was.
↗ Für wen ist dieser Abend gedacht, wen spricht dieses Thema an?
Natürlich alle. Hätte ich gedacht. Seit der Premiere weiß ich: Es ist auch so. Am Premierenabend durfte ich erleben, wie ein Siebzehnjähriger genauso bewegt war wie z. B. meine 70-jährige Tante, junge Mütter im Publikum genauso jubelten wie queere Dramaturg_innen.
↗ Ist es leicht, optimistisch zu bleiben, obwohl alle fünf Biografi en, die in diesem Stück zu finden sind, so tragisch sind?
Ja, der Abend erzählt fünf Leben unter oft schlimmen Umständen bzw. in schlimmen Macht- und Gesellschaftsstrukturen. Und es wäre schön, wenn Marilyn, Amy, Whitney, Billie und Judy heute miterleben könnten, wie junge Künstlerinnen erfolgreich gegen diese Strukturen ankämpfen, sich ihnen verweigern – und erfolgreich, sehr erfolgreich sind.
Foto: Tim Müller