München, 1929. Die Weltwirtschaftskrise beherrscht den Alltag. In satirischen Skizzen lernen wir verschiedene Beispiele des Typus Spießer kennen – laut Horváth immer angepasst, immer egoistisch handelnd. Wie zum Beispiel Alfons Kobler, ein nicht gerade sympathischer Autoverkäufer, der sein mehr oder weniger ergaunertes Geld in eine Reise nach Barcelona investiert, um sich dort eine reiche Frau zu angeln; Anna Pollinger, eine arbeitslose Näherin und ehemalige Geliebte Koblers, die irgendwann beschließt, »praktisch« zu werden und sich für Liebesdienste nur noch bezahlen zu lassen; der arbeitslose Josef Reithofer, der zwar auch ein »Mistvieh« ist, aber trotzdem etwas Gutes tun will. Sie alle vereint, dass sie sich irgendwie »durchwurschteln« und anpassen an eine Welt, in der Menschlichkeit neben Profitgier, Ansehen und Erfolgswahn nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.
Horváths erster Roman aus dem Jahr 1930 strotzt nur so vor Ironie, was schon im Untertitel »erbaulicher Roman« sichtbar wird. Der durch Stücke wie geschichten aus dem wienerwald, kasimir und karoline oder glaube liebe hoffnung weltberühmt gewordene Autor zeichnet episodenhaft, pointiert und klug ein schillerndes und eindrückliches Bild eines Menschentypus, nach dem man auch in heutigen Zeiten nicht lange suchen muss. Ein unterhaltsamer und bewegender Schauspielabend mit brandaktuellen gesellschaftskritischen
Tönen.
↗ der ewige spießer ist Pflichtlektüre im Fach Deutsch für den niedersächsischen Abiturjahrgang 2025.
↗ Karten im service_center
(05121 1693 1693, service@tfn-online.de)
↗ Webshop über reservix mit zusätzlichen Gebühren