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Oliver Graf

Oliver Graf wurde 1981 im niedersächsischen Gifhorn geboren und ist seit der Spielzeit 20_21 Intendant und Geschäftsführer des theater für niedersachsen (tfn) in Hildesheim. Er wurde vom Aufsichtsrat in seinem Amt bestätigt und erhielt eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2030. Diese Entscheidung unterstreicht die erfolgreiche inhaltliche Entwicklung des Theaters und die Festigung seiner Position als kultureller Grundversorger in der Region.

»Unter der engagierten Leitung von Oliver Graf hat das theater für niedersachsen eine bemerkenswerte regionale und überregionale Anerkennung erfahren und eine innovative und abwechslungsreiche Programmatik auf die Bühne gebracht, die deutlich diversere Publikumsgruppen angesprochen hat«, begründete Landrat und tfn-Aufsichtsratsvorsitzender Bernd Lynack die Fortsetzung des Vertrags.

Trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie und eines massiven Wasserschadens zu Beginn seiner Amtszeit hat das Theater unter seiner Intendanz an überregionaler Bedeutung gewonnen und ein breiteres, insbesondere jüngeres Publikum mit seiner »niedersächsischen Dramaturgie« angesprochen. Ein herausragendes Merkmal ist die Einführung der jährlichen »Trilogie«, bei der sich drei verschiedene Sparten wie Oper, Schauspiel und Tanz einem gemeinsamen Thema aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln widmen. Das verbindende Element dieser Trilogie ist das Bühnenbild, das in allen drei Inszenierungen genutzt wird. 

Einen weiteren wichtigen Programmschwerpunkt bilden Wiederentdeckungen vergessener oder selten gespielter Werke, wie u. a. die deutschen Erstaufführungen der Opern »Don Chisciotte« von Manuel García und »Medea« von Giovanni Pacini, »Die Räuber (I Briganti)« von Saverio Mercadante, »Hamlet (Ambleto)« von Francesco Gasparini bearbeitet und neu komponiert von Fredrik Schwenk als deutsche Erst- und Uraufführung, die Opéra-comique »Wenn ich König wärʾ« von Adolphe Adam und die Operette »Hochzeit in Hollywood« von Oscar Straus sowie die Schauspiele »Medea« von Pierre Corneille als deutschsprachige Erstaufführung, John LeCarres »Endstation« und Sartres »Der Teufel und der liebe Gott«.

Zeitgenössische Werke nehmen in der »niedersächsischen Dramaturgie« ebenfalls einen wichtigen Stellenwert ein: In den letzten Jahren wurden zahlreiche Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen auf die Bühne gebracht, darunter u. a. die europäische Erstaufführung der Oper »Wenn der Postmann zweimal klingelt« von Grammy-Gewinner Stephen Paulus und die deutsche Erstaufführung von Judith Weirs Oper »Achterbahn«, die Uraufführungen der Schauspiele »Adolf – Der Bonker« nach dem gleichnamigen Comic von Walter Moers, »Unsere anarchistischen Herzen« nach dem gleichnamigen Roman von Lisa Krusche sowie »Unter der Drachenwand« nach dem gleichnamigen Roman von Arno Geiger. In seiner bisherigen Amtszeit wurden am tfn insgesamt 20 Uraufführungen, 7 deutschsprachige Erstaufführungen, 5 deutsche Erstaufführungen sowie 2 europäische Erstaufführungen realisiert.

Durch die bundesweit einzigartige musical_company nimmt auch das Genre Musical einen besonderen Stellenwert im Programm ein. Das eigene Ensemble ermöglicht eine größtmögliche Bandbreite an Produktionen – von rockigen Bandmusicals wie »Green Day’s American Idiot« über »Kinky Boots« und »The Rocky Horror Show« bis hin zu großen Orchestermusicals wie »Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen«. So umfasst auch das Musical-Repertoire sowohl moderne, popkulturelle Stücke als auch Klassiker und weniger bekannte Werke, die das Publikum durch ihre Vielseitigkeit begeistern. Besondere Höhepunkte der letzten Jahre waren die deutschsprachigen Erstaufführungen von »The Toxic Avenger – Der Rächer der Verstrahlten«»Flammen«»Norma Jeane – die letzte Nacht im Leben der Marilyn Monroe« sowie »Und täglich grüßt das Murmeltier«. Ebenso fanden die europäische Erstaufführung von »PopPunk High(School)« und die Uraufführung des Punk-Rock Musicals »Woyzeck« große Beachtung. 

Die Zeitschrift »Die deutsche Bühne« nominierte das tfn für die Spielzeit 23_24 in der Kategorie »Beste Musiktheaterregie«, für die Spielzeit 22_23 in der Kategorie »Beste Gesamtleistung Kleines Haus« sowie in der Kategorie »Nachhaltigkeit« für die Spielzeit 21_22, die Zeitschrift »Musicals« kam zu dem Fazit, dass das tfn in der »Königsklasse« spielt bzw. sich in Sachen Musicals »die Krone aufgesetzt hat«. 2023 gewann Aslı Kışlal für ihre tfn-Arbeit als erste Frau den Deutschen Musical Theater Preis in der Kategorie Regie für »Stella –Das blonde Gespenst vom Kurfürstendamm«.

Die Zusammenarbeit mit der freien Szene wurde intensiviert und das Tanzgenre wieder in den Spielplan integriert, um das vielfältige Angebot des Theaters weiter zu bereichern. 

Als weiteren Schwerpunkt seiner Amtszeit hat er das Thema Inklusion und Diversität in den Fokus gerückt.

Vor seiner Tätigkeit als Intendant des tfn war Graf als Stellvertreter der Intendantin im künstlerischen Bereich und Künstlerischer Betriebsdirektor am Stadttheater Gießen tätig. Zuvor arbeitete er als Mitglied der Operndirektion / Leiter Casting, Disponent und künstlerischer Produktionsleiter am Staatstheater Darmstadt, Disponent und Mitarbeiter im Künstlerischen Betriebsbüro bei den Bayreuther Festspielen, Assistent der Intendantin und Referent für Marketing am Stadttheater Gießen, Assistent der Intendantin und Leiter der Direktionsbüros beim Festival junger Künstler Bayreuth sowie als freier Mitarbeiter im Künstlerischen Betriebsbüro der Sächsischen Staatsoper Dresden (Semperoper).

Er absolvierte ein Studium des Kulturmanagements am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ist ausgebildeter Schauspieler, Autor des im Springer VS-Verlages erschienenen Fachbuches »Theaterdisposition: Die Kunst des Kunstermöglichens: ein Leitfaden für Theorie und Praxis«, Mitglied des Internationalen Kuratoriums des Festival junger Künstler Bayreuth und hat seit dem Wintersemester 2024 einen Lehrauftrag für das Fach »Theaterpraxis« am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Universität Hildesheim inne, welches er bereits auch am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Justus-Liebig-Universität Gießen unterrichtet hatte.

Er ist Jurymitglied bei verschiedenen nationalen und internationalen Gesangswettbewerben.

Am tfn inszenierte er Dirk Heidickes Solomusical »The Kraut – ein Marlene-Dietrich-Abend«, die Oscar Straus Operette »Die Perlen der Cleopatra« sowie die europäische Erstaufführung der Oper »Wenn der Postmann zweimal klingelt« von Stephen Paulus. Gemeinsam mit Manuel de Rien schrieb er das Punk-Rock-Musical »Woyzeck« nach dem gleichnamigen Dramenfragment von Georg Büchner, welches 2023 am tfn zur Uraufführung kam. In der Spielzeit 24_25 zeichnet er für die Inszenierung der Oscar Straus Operette »Hochzeit in Hollywood« verantwortlich.

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